vor ein paar Wochen war es so weit.
Es kam der Moment, von dem ich seit zwanzig Jahren wusste, dass er kommen würde:
Mein Sohn ist zum Studium ausgezogen.
Meine Frau und ich haben unsere Kinder immer darin bestärkt, mutig zu sein, optimistisch – und vor allem frei.
Und doch hat sich in mir an diesem Tag eine seltsame Mischung ausgebreitet: Stolz, Freude – und eine leise, tiefe Traurigkeit.
Denn ich mache mir da keine Illusionen: Die meisten gemeinsamen Alltagsmomente liegen mit diesem Auszug hinter uns.
Das gemeinsame Abendessen, die zufälligen Gespräche in der Küche, das Lachen aus seinem Zimmer – all das wird seltener werden.
Ab jetzt sehen wir uns an ein paar Wochenenden, an Feiertagen. Und irgendwann wird sich die Richtung drehen:
Dann werden wir ihn besuchen...
Anstatt diese Traurigkeit wegzudrücken, habe ich sie bewusst da sein lassen. Sie durfte ihren Platz bekommen – aber nicht mehr,
als ihr zusteht.
Denn mein Sohn freut sich auf seinen neuen Lebensabschnitt. Er beginnt sein eigenes Leben. Und es wäre egoistisch von mir,
ihm das nicht mit ganzem Herzen zu gönnen.
Vielleicht steckt darin eine wichtige Erkenntnis:
Vieles von dem, was wir im Leben erleben und sofort bewerten, ist zunächst einfach nur: Leben.
Es gehört dazu. Wir kleben Etiketten darauf – „gut“, „schlecht“, „Verlust“, „Neuanfang“ – und vergessen dabei, dass wir vor
allem eines haben: die Wahl, worauf wir unseren Blick richten.
Ich kann mich auf den Abschied konzentrieren.
Oder auf die Jahre, die wir als Vater und Sohn hatten: auf die Abende, an denen wir gemeinsam gelacht haben, auf die guten
Gespräche, auf all die kleinen kostbaren Momente, von denen man in dem Moment oft nicht weiß, wie kostbar sie sind.
Wenn im Leben etwas zu Ende geht, können wir uns fragen:
Schaue ich gerade auf das, was ich verliere?
Oder auf das, was mir geschenkt wurde?
Ich jedenfalls bin nicht nur traurig.
Ich bin vor allem: mächtig dankbar.
In diesem Sinne, wie immer herzlichst,
Euer Thorsten Havener
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