Thorsten Havener Blog20

Erwarte das Beste

Es ist viel passiert seit meinem letzten Newsletter im April. Ich war auf Tour, habe zahlreiche Vorträge gehalten und auf Geschäftsreisen äußerst inspirierende Menschen gecoacht und für ihre Präsentation fit gemacht. Alles wunderbar und bestens. Das schönste Erlebnis war jedoch die Abiturfeier meines Sohnes. Lauter junge Menschen, die ein gestecktes Ziel konsequent verfolgt und auch erreicht haben.

Vor den mündlichen Prüfungen war diesbezüglich einiges los bei uns. Zahlreiche Jugendliche kamen zu mir, um sich Tipps gegen Nervosität und für einen gelungenen Vortrag abzuholen. Der Tenor war bei allen ähnlich:

  • Was, wenn ich einen Blackout habe?
  • Was, wenn ich meine Leistung nicht auf den Punkt abrufen kann?
Fragen, die sich fast jeder von uns schon einmal gestellt hat.

Woher kommt diese Furcht?
Die Furcht, etwas, das wir beherrschen, plötzlich nicht mehr abrufen zu können, betrifft nicht nur Schüler und Studenten. Selbst gestandene Spitzensportler stehen manchmal wie das Kaninchen vor der Schlange, wenn es darauf ankommt. So habe ich bei einer Aufzeichnung für SternTV mit dem Spitzenfußballer Felix Kroos genau darüber gesprochen: Warum verschießt ein Profi einen Elfmeter genau dann, wenn er über Sieg oder Niederlage entscheidet? Warum fallen uns die besten Argumente ausgerechnet in der wichtigen Verhandlung nicht ein?

Weil wir in solchen Momenten von drei äußerst unangenehmen Emotionen gesteuert werden: von Angst, Unsicherheit und Zweifel – und die sorgen immer für Stress. Um mit Unsicherheit, Zweifel und Angst richtig umgehen zu können und den dadurch resultierenden Stress auf ein erträgliches Maß zu reduzieren, ist es hilfreich zu verstehen, wodurch diese Emotionen gefüttert werden. Denn was die wenigsten von uns sich klarmachen: Diese Emotionen brauchen das Element der Zeit, um sich in uns auszubreiten. Angst ist die Erwartung, dass in Zukunft etwas äußerst Unangenehmes eintreten wird. Das möchten wir natürlich verhindern. Daher sorgen Angst und Zweifel immer dafür, dass wir etwas vermeiden wollen. Wenn wir das aber – egal ob beim Elfmeter oder der mündlichen Abiprüfung – nicht können, sorgt das für starken Stress. Dieser Stress verursacht Fehler und Blackouts: Genau dann, wenn es darauf ankommt, sind wir nicht gut.

Was aber tun?
Einer meiner Ansätze: Konzentriere Dich unmittelbar vor Deiner Aufgabe auf den aktuellen Augenblick und nicht auf die Zukunft. Hierzu schlage ich Dir folgenden Dreisatz vor:

  1. Konzentriere Dich auf etwas Schönes, das Dich genau jetzt umgibt. Eine Blume, ein Bild auf Deinem Smartphone, ein Schmuckstück oder eine wunderbare Erinnerung. Schau Dir das genau an, achte auf Details und erlaube Dir, Dich dabei richtig gut zu fühlen.
  2. Vertraue auf Dich selbst. Sag Dir, dass Du alles getan hast, was Du konntest, und dass Du die geforderte Leistung bringen kannst. Verdeutliche Dir, dass 91 Prozent unserer Ängste nicht eintreten. (Das ist in einer Studie der Pennsylvania State University von 2012 belegt).
  3. Erwarte das Beste. Die Zukunft ist nicht in Stein gemeißelt – sie wird von Dir beeinflusst. Dabei liegt es an Dir, im Moment der Leistung mit einer positiven Grundhaltung ans Werk zu gehen. Bei der Vorbereitung darfst Du gerne an alles denken, was schiefgehen kann, um entsprechende Strategien zu entwickeln. Im Moment des Elfmeters oder der Prüfung ist das nicht zielführend. Also: Erwarte das Beste.
Bei meinem Sohn hat’s geklappt. Bei seinen Abifreunden auch. Und vor meinen Auftritten sowieso.

In diesem Sinne: Herzlichen Glückwunsch an alle Abiturienten – Erwartet weiterhin das Beste!

Herzliche Grüße,

Euer Thorsten Havener

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